Bikefitting? Was ist das?
Bei meiner Umfrage auf Instagram haben 53% von euch abgestimmt, dass sie nicht wissen was ein Bikefitting ist. Auf der einen Seite würde ich sagen: Wissenslücke für jeden Sportler. Auf der anderen Seite: Es war auch mein ERSTES Bikefitting & ich fahre seit 15 Jahren (leistungs)sportlich Rad.
Also nehme ich dich heute mit durch meinen Nachmittag im Radlabor München, zeige dir was ein Bikefitting überhaupt ist und welche Vorteile es dir bringen kann.
Zuerst: Ich habe mich im Radlabor München für das Bikefitting EXPERT entschieden. Hier inkludiert sind u.a. eine 14-Punkt-Körpervermessung, Winkelanalysen, diverse Beweglichkeitstests und Pedalkraftanalysen.
Als ich das Radlabor betreten habe wurde ich von Pascal gleich mit einer ganz herzlichen Sympathie empfangen, so dass ich wusste: das wird ein guter Nachmittag.
Für mich ist dieses Gefühl super wichtig, immerhin lege ich jetzt mein vollstes Vertrauen in die Hände des „Fitters“. Erfahrung, Expertise und (wissenschaftliche) Ausbildung sind dann zusätzliche Keywords für ein gutes Ergebnis.
Zuerst starten wir mit einem Anamnesegespräch. Pascal fragt mich ob ich gesundheitliche Probleme habe, beim Radfahren Schmerzen verspüre, ob ich mich wohl fühle auf meinem Rad, welche Ziele ich habe und was ich mir vom Bikefitting erhoffe.
- Ziel: IRONMAN ITALY 2019 – flache Radstrecke (1000hm auf 180km) , d.h. ich werde fast die gesamten 180km in Aero-Position verbringen.
- Erwartung ans Bikefitting: Ich möchte mich gern wohlfühlen auf meinem LIV AVOW, aber gleichzeitig möglichst aerodynamisch aufliegen und ergonomisch treten, sprich: auch meine Muskulatur fürs Laufen „schonen“.
- Probleme: mein linker Fuß schläft immer nach 60-80min auf dem Rad ein, ich kann quasi darauf warten. Zusätzlich dazu verspannt mein Nacken/oberer Rücken schnell – v.a. rechts.
- Gesundheitliche Probleme: keine
Anschließend vermisst Pascal meine Ausgangs-Position auf dem Fahrrad: also die Position, die ich bisher gefahren bin, mit dem Smartfit System.
Nun bin ich dran: Körpergröße, Schrittlänge, Hüftbreite, Oberschenkel-Länge, Arm-Länge, Unterschenkel-Länge u.v.m. wird hier an mir vermessen, aufgezeichnet und ausgewertet.
Das System vergleicht anschließend meine Werte mit den Durchschnittswerten anderer Frauen meiner Größe (1,78m).
Erblüffendes Fazit: Meine Arme (jeder für sich) ist 2,3cm länger als der von anderen Frauen meiner Größe. Wahrscheinlich klappt das Schwimmen deshalb schon immer ganz gut. 😉
Es geht weiter: Funktionstests. Pascal schaut sich an wie flexibel ich in verschiedenen Gelenken und Freiheitsgraden meines Körpers bin.
Aufgabe: Stelle dich hüftbreit hin, Beine und Füße parallel. Setze deinen Po nun so weit es geht nach hinten ohne deine Fersen vom Boden zu lösen.
Na toll- gleich mal das, was ich gar nicht kann. Hier komme ich einfach nicht tiefer als 90° im Knie, dann heben sich meine Fersen vom Boden. Nicht gut – meint Pascal – die Wadenmuskulatur ist verkürzt.
Dieses Problem habe ich schon eh und je, jegliches Dehnen bringt nur minimale Besserung. Dass diese Position jedoch essentiellen Einfluss auf ein ergonomisches Treten hat, war mir bisher nicht so deutlich bewusst. Mein To-Do für die kommenden Wochen ist es also dies zu verbessern. Dahingegen passt die Beweglichkeit in den restlichen Gelenken aber ganz gut.
Bevor es dann endlich aufs Rad geht schauen wir noch meine Füße, meine Schuhe und meine Pedalplatten an.
Für die Fußanalyse stelle ich mich auf eine Foot-Disc. Diese zeigt genau an, wie lang meine Füße sind, welche Schuhgröße also optimal ist und wie ausgeprägt mein Fußgewölbe ist.
Ergebnis:
- Beide Füße sind gleich lang, optimale Schuhgröße 42.
- Normalfuß – d.h. normal geformtes Mittelfußgewölbe.
Pascal fragt ob ich spezifische Einlagen fahre. Einlagen im Radschuh? Nee…
Das nächste To-Do: Einlagen anfertigen lassen, welche mein Fußgewölbe unterstützen und somit die Fläche zur Kraftübertragung erhöhen.
Irgendwie logisch, denn wenn mein Fußgewölbe im Schuh in der „Luft hängt“ wird dort keine Kraft übertragen, ich muss mehr Kraft über den Fußballen laufen lassen, ergo wird meine Wadenmuskulatur partiell stärker beansprucht und ermüdet schneller. Der Termin zum Einlagen fertigen ist bereits gemacht. 😉
Man lernt ja nie aus. Aber endlich gehts aufs Rad.
Zuerst auf mein Rad, welches gerade in der Rad-Rolle eingespannt ist.
Ich nehme meine Position ein, fahre etwas vor mich hin. Pascal dreht ein Video, vermisst verschiedene Winkel an meinem Körper in bestimmten Positionen.
Als nächstes geht es auf ein Ergometer, welches von Pascal auf exakt die Position eingestellt wird, welche ich auf meinem LIV AVOW als Ausgangsposition „mitgebracht“ habe. Nun durfte ich mich in meiner alten Position auf dem Ergometer etwas einfahren und anschließend jeweils eine 1 Minute im Grundlagen-Tempo und an meiner aeroben Schwelle treten. Hierbei wurden dann jeweils Videos gemacht, Winkel vermessen und vor allem Kraftwerte analysiert.
Anschließend optimierten wir die Position auf dem Ergometer sukzessive – bis ich mich hier am meisten Wohl fühlte und die Kraft –und Winkelwerte am Besten waren.
Ich kam ordentlich ins Schwitzen, ständig Treten, immer wieder an der Schwelle. Puuh.
Nach einer gewissen Zeit hatten wir dann die für mich optimale Position gefunden und haben diese dann auf mein LIV AVOW übertragen.
Leider hatte ich Spacer für meinen Lenker vergessen, sodass wir bei meinem Rad den Lenker jetzt daheim nochmal 1,5cm tiefer setzen müssen um die auf dem Ergometer ermittelte Position zu erreichen.
Fazit:
Ein aufschlussreicher und toller Nachmittag im RADLABOR. Ich habe viel gelernt über meine Sitzposition, physikalische Grundlagen beim Radfahren und nun eine neue Sitzposition gefunden, die sich hoffentlich bald im Training und im Wettkampf bewähren wird.
Vielen Dank an das Team vom RADLABOR, dass ihr euch so viel Zeit genommen habt mein LIV AVOW und mich noch ein Stückchen näher zueinander zu bringen.
Ich habe meine To-Do´s auf dem Zähler und freue mich auf eine tolle Saison 2019.